Das Wirtschaftsinstitut ZEW ist besorgt, dass Donald Trumps Zollpläne zu Produktionsverlagerungen führen werden. Tragisch - aber der Fachkräftemangel tut dasselbe seit Jahren.
Seitdem Donald Trump die US-Wahl gewonnen hat, herrscht hierzulande ja regelrechte Untergangsstimmung. Ein Grund: Seine Ankündigung, Strafzölle verhängen zu wollen.
Die sind aus ökonomischer Sicht ziemlich fragwürdig. Teurere Importe, verlagerte Wertschöpfungsketten, das wird für die USA eine ziemlich üble Angelegenheit.
Ein Vorteil, den sie sich versprechen, ist für uns aber ein Nachteil:
Investitionen, die künftig in die USA gezogen werden, statt anderswo stattzufinden. Denn dann befände man sich ja hinter der “Zollschranke”.
Also rechnet das ZEW damit, dass so viel Produktionsverlagerung aus Deutschland stattfinden könnte, dass uns das im kommenden Jahr 0,3 Prozent BIP-Wachstum kostet.
Wohlgemerkt: Dieses Jahr steuern wir auf hoffentlich 0,2 Prozent Wachstum zu!
Trumps Strafzölle hätten es für uns also in sich. Insofern er sie tatsächlich einführt, was ja noch einmal eine andere Frage ist.
Die Sorge ist angebracht, aber eines verstehe ich nicht: Wenn uns der hypothetische Trump-Effekt so viel Panik wert ist, warum dann nicht auch der Fachkräftemangel?
Der kostet uns seit Jahren - ganz unhypothetisch - Milliarden an Investitionsvolumen. Weil Firmen realisieren, dass sie hierzulande nicht genug Mitarbeiter:innen finden oder zu hohe Arbeitskosten erfahren würden und deswegen lieber ins Ausland gehen.
Produktion, Arbeitsplätze, Steuern und Innovation gehen uns somit abhanden. Und zwar vermutlich in viel höherem Maße, als es Strafzölle mal eben hinkriegen werden.
Also: Lasst uns bei aller Aufmerksamkeit fürs Neuste nicht auch das vergessen, was uns seit Jahren die Substanz abgräbt.