Mit Beginn des Jahres sind die Lohnnebenkosten in Deutschland kräftig gestiegen. Weil wir nicht dazu lernen und uns unser Wohlstand anscheinend egal ist.
Schau lieber nicht in die Briefe, die du aktuell von deiner Krankenkasse erhältst.
- Die Lohnnebenkosten sind jetzt im Schnitt auf 42,3% des Bruttolohns gestiegen
- Der bisherige Rekord waren 42,1% in den Jahren 1997 und 1998. Anfängerzahlen!
Vor allem die Krankenkassen verteuern sich. Im Schnitt steigen ihre Beiträge um 1,2 Prozentpunkte auf 17,5%. Auch die Beiträge zur Pflegeversicherung steigen.
Tja, was ist davon zu halten? Meiner Meinung nach ziemlich wenig. Das erste Argument dafür wäre ja, dass sich nur durch die Erhöhung unser Sozialstaat und unser Gesundheitssystem finanzieren ließen.
Die Realität ist aber, dass die immer höheren Lohnnebenkosten noch mehr Fehlanreize im Arbeitsmarkt schaffen: Arbeit wird immer weniger wertvoll. Teilzeit oder sogar Bürgergeld werden attraktiver und werden mehr genutzt. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden sinkt. Firmen erleben höhere Arbeitskosten, weil Beschäftigte rarer sind und sie ja auch die Hälfte der Beiträge übernehmen. Also skalieren sie ihre Kapazitäten herunter, geben das Geschäft auf oder ziehen Investitionen ab.
Klingt übertrieben? Keineswegs. Die 1,2 Prozentpunkte sind ja ein solider 7%-Sprung von der bisherigen Basis. Selbstverständlich wird sich das spürbar machen in den Arbeitsmarktentscheidungen von Beschäftigten und Firmen.
Plus, vergessen wir mal nicht die qualifizierten Zuwanderer:innen, auf die wir so angewiesen sind und um die wir uns angeblich bemühen. Deutschland muss schon ziemlich gute Argumente liefern, wenn es nebenher 42,3% von deinem Bruttolohn nur für Lohnnebenkosten frisst.
Und weniger Arbeitsangebot, höhere Kosten für Firmen und weniger Arbeitsmarktzuwanderung bedeuten was? Richtig, eine schwächere Wirtschaft, Wohlstandsverfall und einen ächzend (und ironischerweise noch stärker beanspruchten!) Sozialstaat. Autsch.