KPMG hat die Finanzchefs ausländischer Konzerne gefragt, was ihnen in Deutschland gefällt. Ratet mal, wo das Thema Fachkräfteverfügbarkeit in der Liste aufgetaucht ist.
Konkret wurden 350 CFOs von ausländischen Firmen mit deutschen Tochtergesellschaften befragt, in welchen Kategorien sie Deutschland in der Top 5 europaweit platzieren würden. Die "Kategorien" waren dabei eine Reihe von Standortfaktoren.
- Beim Thema Lebensstandard zählten 72% die Bundesrepublik 2023 zur Top 5. 2021 waren es noch 81% (-9 PP)
- Darauf folgen öffentliche Sicherheit mit 69% (2021: 80%, -11 PP) und politische Stabilität mit 58% (2021: 80%, -22 PP)
- Und Fachkräfteverfügbarkeit? Eines der Schlusslichter. Nur 23% sehen uns hier in der Top 5 (2021: 38%, -15 PP)
- Nur bei digitaler Infrastruktur schneiden wir noch schlechter ab, mit 11% (2021: 13%, -2 PP)
Was schließen wir daraus? Erstens: Beeindruckend, wie Deutschland binnen 2 Jahren einfach mal 22 Prozentpunkte in Sachen politische Stabilität eingebüßt hat. Das verbinden die Befragten recht ausdrücklich mit dem Umfragenaufstieg der AfD, wobei Episoden wie die Haushaltskrise - die Umfrage fand genau in dem Zeitraum statt - auch reingewirkt haben dürften.
Zweitens: Der Fachkräftemangel in Deutschland stört längst auch internationale Unternehmen. Klar, nur weil uns 77% nicht in ihre Top 5 europaweit zählen, muss das nicht heißen, dass die Lage furchtbar wäre - vielleicht ja nur Durchschnitt? Leider weiß aber jeder, der sich mit dem Thema auskennt, dass wir auch im internationalen Vergleich übel dastehen. Und dabei tut sich der Rest Europas in Sachen Fachkräfteverfügbarkeit noch nicht einmal sonderlich leicht.
Und dann müsste ja auch noch die 15-Prozentpunkte-Verschlechterung zu 2021 erklärt werden. Das sieht auf den ersten Blick wirklich desolat aus, denn es hängt ja sicherlich nicht damit zusammen, dass der Rest Europas viel besser geworden sei - nein, unsere Fachkräftesituation ist übler geworden. Ein wenig Vorsicht muss man bei den Zahlen aber walten lassen, denn 2021 war ja noch mitten in der Covid-Krise. Damals lief alles drunter und drüber; die Vergleichbarkeit ist also nicht optimal.
Zusammengefasst: Die KPMG-Umfrage ist unser millionstes Signal, dass wir den Fachkräftemangel endlich ernster nehmen müssen. Internationale Firmen erkennen ihn bereits als Problem und lassen ihn in Investitionsentscheidungen einfließen. Das wird auf lange Sicht nicht gut gehen.