Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz aus 2023 sollte eigentlich die zielgerichtete Zuwanderung ankurbeln. Das scheitert allerdings an vielen Stellen.
Der Migrationsexperte Kubilay Dertli vermittelt internationale Fachkräfte für den deutschen Mittelstand. In einem Interview mit dem manager magazin hat er sich jetzt sehr kritisch über den Status der deutschen Zuwanderungspolitik geäußert:
- die Behörden seien weiterhin nicht digitalisiert
- Verfahren sind nicht standardisiert
- zu viele Behörden sind involviert
Insgesamt führe das dazu, dass auch das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz den Prozess der internationalen Fachkräfteanwerbung weder vereinfacht noch beschleunigt habe.
Warum das ein Problem ist, brauche ich kaum zu erwähnen. Ich kann einfach das Arbeitsmarktinstitut IAB sprechen lassen, welches einen Einwanderungsbedarf von 400.000 qualifizierten Fachkräften pro Jahr errechnet. Davon sind wir weit weg!
Was also tun? Dertli schlägt eine “zentrale und vollständig digitalisierte Bundeseinwanderungsbehörde” vor, inspiriert von Kanada. So ein “one-stop shop” ist eigentlich eine gute Idee, insbesondere wenn er sich von Grund auf digitalisieren ließe. Ich bin allerdings ein bisschen skeptisch, da das Neue-Behörden-Aufstellen bei uns in Deutschland gerne mal sehr lange dauert.
Dazu gibt es auch einfach klassische Informationsprobleme. Viele Recruiter wissen gar nicht, dass sie manchmal beschleunigte Verfahren nutzen können, womit die Bearbeitungsdauer von Visaverfahren gesetzlich auf vier Monate gedeckelt wird.
Spannend fand ich übrigens noch den Abschnitt, wo Dertli über Aufenthaltsabbrüche spricht. Anekdotisch berichtet er, dass die hohen Mieten in Deutschland, vor allem Ballungsräumen, als abschreckend empfunden werden. Auch die Steuerlast stehe im Weg.
Das überrascht natürlich gar nicht. Hohe Lebenshaltungskosten und hohe Steuern senken den finanziellen Anreiz, nach Deutschland zu gehen, massiv.
Also: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz war ein guter Schritt, aber es fehlt noch vieles!