Der Titel für die am wenigsten überraschende Schlagzeile geht an: "Deutsche Unternehmen suchen dringender denn je nach Arbeitskräften".
So gefunden im Handelsblatt. Darin bezieht es sich auf eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB):
- 84% aller offenen Stellen sind sofort zu besetzen
- Das ist der höchste Stand, welcher je vom IAB gemessen wurde
- Das IAB befragt dafür mehrere Tausend Betriebe und fragt auch Stellenangebote ab, welche nicht bei den Arbeitsagenturen gemeldet werden
Dass so viele Stellen "ASAP" besetzt werden müssen, ist ein Signal dafür, wie sehr die deutschen Unternehmen bei der Personalsuche ins Schwimmen geraten. Die passende Fachkraft könnte wortwörtlich am Freitag zum Interview kommen und am Montag den Job anfangen. Der Arbeitsmarkt funktioniert allerdings am besten mit ein wenig "Luft" oder, anders gesagt, mit ein wenig "Kräftegleichgewicht" zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen.
Denn die Tatsache, dass Firmen keinerlei Redundanz bzw. Vorausplanung in ihrer Personalpolitik zu haben scheinen (drum also "ab sofort" besetzen wollen) zeigt, wie sehr sie an ihre Kapazitätsgrenze gelangen. Das Resultat ist, dass Arbeit auf die bestehenden Schultern verdichtet wird, dass Preise erhöht werden oder dass es langsam in Richtung Downscaling/Bankrott geht. Das ist am Ende auch für Mitarbeiter:innen und vor allem für den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht gut.
Nicht falsch verstehen: Es ist nicht die "Schuld" der Arbeiter:innen, dass sie Marktmacht besitzen und nutzen. Wenn überhaupt auf jemanden mit dem Finger gezeigt werden sollte, dann die Trägheit, mit welcher sich die Politik des Themas Fachkräftemangel annimmt, und die ganz fragwürdige Personalstrategie, welche viele Firmen immer noch fahren.
Also: Wer nicht panisch nach Mitarbeiter:innen suchen will, die gleich am nächsten Montag starten können, sollte am besten mal in der eigenen HR-Abteilung kehren. Mehr Ressourcen und ein paar smarte Learnings für Personaler:innen können viel bewirken.